Der DLV hat im vergangenen Jahr eine sportartenspezifische Risikoanalyse zur „Prävention sexualisierter Gewalt“ durchgeführt. Nach deren Auswertung möchte der Verband zukünftig verstärkt mit Informationen und Schulungen für das Thema sensibilisieren.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat eine sportartenspezifische Risikoanalyse zur „Prävention sexualisierter Gewalt“ (PSG) erstellt. Im Zeitraum vom 6. November 2020 bis 15. Februar 2021 wurden Fragebögen für fünf verschiedene Zielgruppen herausgegeben. Die Fragebögen für die Athletinnen und Athleten, für Trainerinnen und Trainer sowie Übungsleiterinnen und Übungsleiter wurden nun wissenschaftlich ausgewertet. Rund 150 Fragebögen konnten je Zielgruppe dabei berücksichtigt werden.
Ziel der Risikoanalyse ist es, sportartenspezifische Risiken zu identifizieren und daraus Maßnahmen im Rahmen des Schutzkonzeptes „Prävention und Intervention im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt“ abzuleiten. Auf Grundlage der Ergebnisse der wissenschaftlichen Analyse sollen verbindliche Verhaltensregeln in der Leichtathletik im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Hinblick auf Nähe, Körperlichkeit und Vertrauen entwickelt sowie weiterführende Maßnahmen konzipiert werden.
Abgefragt wurden unter anderem Fälle von sexuellen Übergriffen sowie sexistische Anfragen im Bereich Social Media. Mehr als ein Drittel der befragten Athletinnen und Athleten gab dabei an, in den letzten zehn Jahren von Fällen sexualisierter Gewalt im Sport erfahren zu haben. Ein Großteil der Fälle wurde laut Befragung nicht aufgeklärt. Vor allem im Social Media-Bereich lauern Risiken.
Oft werden die Vorfälle verschwiegen
Daher möchte der DLV mit Informationen und Schulungen zukünftig verstärkt im Hinblick auf diese Thematik sensibilisieren. Ferner wird eine Kampagne zur Aufklärung der durch die Studie bekannt gewordenen Risiken sowie zur PSG im Bereich der Athletinnen und Athleten sowie der Trainer und Trainerinnen angestrebt.
„Jeder Fall von sexualisierter Gewalt ist ein Fall zu viel und muss aufgeklärt werden. Hier gilt es vor allem Athletinnen und Athleten aufzuzeigen, an wen sie sich vertrauensvoll wenden können, denn meist werden die Vorfälle verschwiegen. Ferner muss ein verbindlicher Verhaltens-Kodex erarbeitet werden. Die Ergebnisse der Umfrage sollen uns helfen, die richtigen Maßnahmen zu treffen“, sagte Professor Dr. Michael Böhnke, eine von vier Ansprechpersonen beim DLV zum Thema „Prävention sexualisierter Gewalt“.
Der DLV orientiert sich dabei schon bisher an folgenden Leitlinien: Erarbeitung und Implementierung eines geeigneten Regelwerkes, Schaffung eines Klimas, in dem Täterinnen und Täter keinen Platz finden, Vertretung einer Null-Toleranz-Haltung sowie regelmäßige Evaluation und Weiterentwicklung der Maßnahmen. Der DLV hat bereits vor Jahren eine Ombudsstelle eingerichtet.
Alle Informationen zur PSG gibt es hier. (Leichtathletik.de – Peter Schmitt)