Bei den Senioreneuropameisterschaften im Berglauf konnte Christine Dörscher gleich drei Medaillen gewinnen. Sie holte Silber in der Einzelwertung über die Langstrecke sowie Gold mit der Langstrecken-Mannschaft und Silber mit der Kurzstrecken-Mannschaft.
Herzlichen Glückwunsch!
Hier kommt ihr persönlicher Erlebnisbericht:
Was macht man, wenn man keine Vereinsmannschaft für die Deutschen Berglaufmeisterschaften zusammen bekommt? Man vervollständigt ziemlich spontan die Mannschaft bei den Europameisterschaften der Senioren im Berglauf und rennt nicht nur die Kurzstrecke (9,5km mit 450 Höhenmetern) sondern läuft (zumindest teilweise) auch noch den Trail (43,5km mit 1800 HM), denn da fehlte noch eine Dritte! Und nachher “bedankt” man sich bei der Mannschaft für das Versetzen, denn die spontane Reise nach Nordostitalien war viel cooler, meint Christine Dörscher!
Am Donnerstag bin ich angereist, um am Freitag bei der Eröffnungsfeier in Valtramontina in den Alpen des Friaul, dabei zu sein und nach langer Zeit einige bekannte Gesichter wieder zu sehen. Die Italiener haben sich sehr viel Mühe mit dem Programm gegeben – wir sind durch den Ort marschiert und es gab sogar ein Buffet mit lokalen Spezialitäten.
Samstag stand um 10:30 der Berglauf auf dem Zettel: die 450 Höhenmeter mussten wir nicht nur hoch, sondern auch noch wieder runter, dabei hatte ich gegenüber den Spezialistinnen aus den Bergen eindeutige Nachteile, bin aber ein Stück mit einer Leidensgenossin aus Mailand gelaufen, sie hat auch in der Ebene oder bei den Aufwärtspassagen kräftezehrend den bergrunter eingefangenen Rückstand aufholen müssen. Über 30% Steigung (und Gefälle) auf Rehpfaden waren kein Pappenstil für Flachlandtiroler, denn ein falscher Tritt und man befindet sich locker 100m weiter unten. Genießen konnte man bei dem äußerst ansprchsvollen Terrain nichts – es war volle Konzentration gefragt, einen kleinen Abgang bei einer Treppe ohne Stufen im Grasland hat mir zum Glück nur eine dreckige rechte Seite eingebracht. 1:00:03 Stunden war ich unterwegs und am Ende platt mit schmerzenden Oberschenkeln. Damit wurde ich 5. in der W45 (Gesamt 21.) und vervollständigte die Mannschaft in der W35, wo wir die Silbermedaille hinter den Gastgebern und vor Rumänien holten. Abends gab es Pizza und einen Verdauungsspaziergang mit anschließendem ausgiebigen Dehnen für die große Herausforderung am nächsten Morgen um 8:00.
Mein letzter Marathon ist 18 Jahre her und mein letzter Halber war Mai 2019, das Wochenende davor war ich noch bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften über 1500m (5.) und 5000m (4.) am Start, so dass ich nur am Dienstag eine 32km Wanderung am Elbhang als Vorbereitung hatte – nach 21km war ich 3km von zuhause entfernt, da ich nur hoch und runter marschiert bin. Der erste Schritt nach dem Start tat schon in den Oberschenkeln weh – aber ich hatte so viel Adrenalin und war voller Vorfreude, dass der Muskelkater tatsächlich nebensächlich war. Die ersten 5 km entsprachen der gestrigen Strecke, dann ging es durch einige kleine Flüsse, wo Europaletten als “Brücken” dienten, über 2 gut 100m lange Hängebrücken, durch 2 Dörfer mit Verpflegungsstationen, deren Bewohner völlig aus dem Häuschen waren, durch 2 je 1,5km lange, dunkle Tunnel (Kopflampe!), durch die es regnete und die reichlich voller Pfützen waren und zu guter letzt durch einen 100m langen Fluss, wo uns das Wasser bis eben unter die Knie reichte – eine Läuferin ist auf den Steinen ausgerutscht und hat ein “Sitzbad” genommen: Ich kam mir vor wie ein Gnu in der Afrikanischen Savanne, das der Herde durch den Fluss folgen musste! Die erste Hälfte war eindeutig anspruchsvoller vom Höhenprofil her, so dass ein negativer Split ein leichtes war: 5:43:48 Stunden und mein erster Ultra war geschafft. Gesamt 9. und 2. in der AK hinter einer Rumänin und vor einer Italienerin. Bei der Siegerehrung war dann hinsichtlich der Mannschaftswertung Spannung angesagt: Als die Rumäninnen für den 2. Platz aufgerufen wurden, wussten wir, dass wir gewonnen hatten und durften uns unsere Nationalhymne als Lohn vorspielen lassen. Am Abend gab es noch ein Mannschaftsessen und an Schlaf war wieder nicht richtig zu denken. An den 2 Verlängerungstagen vor Ort bin ich nochmal bei bestem Wetter die Berge hoch, wobei ich nicht so recht wusste, wie ich da wieder runter kommen sollte, aber eine Dehneinheit am Ausguck und eine etwas andere Gangart, die mir dann zusätzlich Muskelkater in den Unterschenkeln eingebrockt hat und das tägliche Eis, ließen dies einigermaßen erträglich erscheinen.